Das Fahrrad ist seit jeher bedeutender Wegbereiter der Emanzipation. Dennoch sind Frauen in der Radindustrie nach wie vor unterrepräsentiert. Auch wenn in den vergangenen Jahren sicher eine positive Entwicklung hin zu mehr Gleichberechtigung stattgefunden hat, gibt es besonders in der Radbranche noch viel Luft nach oben. Ob im Fahrradladen, auf der Radrennstrecke oder in führenden Positionen bekannter Bike-Unternehmen: die weibliche Note fehlt leider viel zu oft.
Als eines der führenden Fahrrad-Leasing Unternehmen, das sich sozuagen im Herzen der Radbranche befindet, haben wir anlässlich des Weltfrauentags am 8. März vier unserer faszinierenden Company Bike Frauen ein paar Antworten entlockt. Und zwar auf Fragen rund um die Themen Männerdomäne in der Radbranche, Mansplaining und künftige Veränderungen hinsichtlich der Gleichstellung von Frau und Mann.
Nicola Preissler (Junior Manager HR Development), Patricia Schulte (Teammanager Account Operations), Magdalena Niedermeier (Manager Projects) und Nicol Michallik (Vice President Accounting & Controlling)
1. Company Bike zeichnet vor allem eine Unternehmenskultur aus, die offen, modern und open-minded ist. Und wir befinden uns sozusagen im Herzen der Fahrradbranche – ein Bereich, der nach wie vor stark von Männern dominiert wird. Wie empfindet ihr das Verhältnis von Frau und Mann in der Bike-Industrie?
Nicola Preissler: Aus Personal-Sicht fällt mir natürlich auf, wie stark männliche und weibliche Kolleg:innen in den unterschiedlichen Berufsgruppen vertreten sind. Ich würde sagen, da sind wir generell in der Rad-Branche noch sehr klassisch unterwegs: Die Jobs mit Technik- und Rad-Fokus sind stark männlich besetzt, während bspw. der Kundenservice und die Personalabteilung sehr weiblich geprägt sind. Das ist vor allem auch ein Recruiting-Thema. Aus meiner Sicht beginnt das bereits bei der Formulierung von Stellenausschreibungen.
Und in der Personalentwicklung sollten wir uns verstärkt fragen, wie wir Frauen gezielt unterstützen und fördern können, sodass sie sich und ihre Karriere entsprechend weiterentwickeln können. Magdalena, Patricia und Nicol machen deutlich, dass starke Frauen in Führung ihre Teams mit Weitblick und Umsicht leiten können und dabei die unternehmerische mit der menschlichen Perspektive vereinen.
Patricia Schulte: Aus meiner Sicht ist das Verhältnis nach wie vor nicht ausgewogen, vor allem in den technischen Bereichen. Laut Statistiken sind z.B. Frauen in anderen Bereichen der Branche wie Marketing, PR oder HR oft stak repräsentiert. Auch bei Company Bike ist in diesen Bereichen viel Frauen-Power vertreten. In Summe spielt das bei uns allerdings im Alltag kaum eine Rolle.
Magdalena Niedermeier: Es stimmt, die Fahrradbranche ist noch stark von Männern dominiert – aber das bedeutet nicht, dass Frauen hier keinen Platz haben. Gerade in ursprünglich eher männlich geprägten Branchen ist es in meinen Augen spannend, wenn diverse Teams zusammenkommen.
Unterschiedliche Perspektiven bringen nicht nur kreative Ideen und neue Ansätze, sondern gestalten die Zusammenarbeit zumeist bereichernd und auch oft sehr dynamisch. In einem offenen, modernen Umfeld, wie wir es bei Company Bike leben, merkt man, wie sehr Vielfalt den Arbeitsalltag positiv beeinflusst und die Branche insgesamt voranbringt.
Nicol Michallik: Die Fahrradbranche entwickelt sich dynamisch weiter und wird zunehmend diverser. Dennoch ist sie insbesondere im technischen Bereich und auf Management- und Geschäftsführungsebene weiterhin stärker von Männern geprägt. Gleichzeitig sehe ich eine erfreuliche Entwicklung: Immer mehr Frauen finden ihren Weg in die Branche und bereichern sie mit wertvollen Perspektiven.
Für mich steht fest: Vielfalt ist ein entscheidender Erfolgsfaktor. Unternehmen mit diversen Führungsteams treffen nachweislich bessere Entscheidungen und sind langfristig erfolgreicher. Um diese Entwicklung weiter voranzutreiben, braucht es gezielte Maßnahmen, um talentierte Frauen für Führungspositionen zu gewinnen und ihnen die gleichen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Transparente Karrierepfade, gezielte Förderprogramme und starke Netzwerke spielen meiner Meinung nach dabei eine entscheidende Rolle.
Die Fahrradbranche hat enormes Potenzial, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln – und ich bin überzeugt, dass Company Bike diesen Wandel erfolgreich mitgestalten kann.
2. Unabhängig vom Job und eher etwas persönlicher: „Der Sattel ist zu hoch eingestellt! Deine Sitzposition ist nicht korrekt! Da muss definitiv mehr Kraft rein!“…
Schon mal gehört? Mansplaining kommt mitunter im Radsport leider viel zu häufig vor. Sicher, manchmal auch als gut gemeinter Tipp versteckt, spricht ‚Mann‘ aus Erfahrung. Aber oft kann es auch ganz schön nervig sein. Musstet ihr schon einmal eine Erfahrung mit Mansplaining machen und wenn ja, welche?
Nicola Preissler: Tatsächlich kann ich da zum Glück sagen: Nein. Ich bin meist in einer weiblichen Rad-Gruppe unterwegs, in der wir uns sehr gut gegenseitig unterstützen und darin bestärken, uns bspw. Reparatur-Skills selbst anzueignen. Gleichzeitig freue ich mich aber auch, wenn ich männliche Freunde oder meine Brüder um Hilfe fragen kann und die mir dann zur Seite springen. Ungefragt ist mir das bisher aber zum Glück noch nicht passiert.
Patricia Schulte: Ich gebe zu, dass ich mich mit Fahrrädern rein technisch nicht bis ins Detail auskenne, vor allem da die Technik hier immer komplexer wird, was sehr für die Innovationskraft der Branche spricht. Daher bin ich eher dankbar, wenn ich Ratschläge bekomme, unabhängig davon, ob von einer Kollegin oder einem Kollegen.
Magdalena Niedermeier: Einige Monate vor meinem Start bei Company Bike war ich auf der Suche nach einem sportlichen, robusten Rad – etwas, das zu meinen Anforderungen passte. Der Fachverkäufer im Fahrradladen wies mich jedoch immer wieder auf die große Auswahl pastellfarbener Retro-Bikes hin. Schöne Räder, keine Frage – aber eben nicht das, was ich suchte. Meine Wünsche wurden ignoriert und am Ende bin ich ohne Fahrrad gegangen.
Als ich mir dann später mein eigenes Company Bike ausgesucht habe, hat mir ein Kollege aus der Bike-Beratung ein Rad empfohlen, das wirklich zu mir passt. Ich bin bis heute super zufrieden damit! Manchmal braucht es einfach die richtigen Menschen, die wirklich zuhören.
Nicol Michallik: Glücklicherweise kann ich sagen: Beim Radfahren bin ich bislang von Mansplaining verschont geblieben. Vielleicht liegt es daran, dass ich meistens mit einer eher weiblichen Gruppe oder allein unterwegs bin.
Dafür kenne ich Mansplaining nur zu gut aus anderen Bereichen, wie beim Autofahren oder auch im beruflichen Kontext. Natürlich gibt es Tipps, die hilfreich sind, aber oft sind sie einfach überflüssig – vor allem dann, wenn sie ungefragt mitgeteilt werden. Am Ende hilft am meisten, sich selbst zu vertrauen, Dinge selbst auszuprobieren und sich sein Wissen aktiv anzueignen.
Und wenn ich mal wirklich einen Ratschlag brauche, frage ich tatsächlich gezielt nach – egal ob bei einer Frau oder einem Mann.
3. Allgemein gesprochen: Was sollte sich aus eurer Sicht hierzulande in Sachen Gleich-berechtigung zwischen Frau und Mann unbedingt ändern?
Nicola Preissler: Mir fällt da vor allem das Thema Mut und Selbstvertrauen auf Seiten der Frauen ein. Da schließe ich mich selbst mit ein. Lasst uns einfach mal mehr ausprobieren und uns selbst mehr zutrauen. Wir sollten die Erfolge der anderen feiern, uns gegenseitig unterstützen und anderen die Möglichkeit geben, aus unseren Erfahrungen zu lernen, indem wir diese teilen.
Das muss natürlich begleitet sein von strukturellen Veränderungen, die es Frauen ermöglichen, auf die gleiche Weise voranzukommen, wie Männer. Und von Männern, die Frauen den Rücken stärken und ihre fachliche Kompetenz anerkennen.
Ich wünsche mir insgesamt weniger Gegeneinander und stattdessen ein starkes Mit- und Füreinander.
Patricia Schulte: Ich würde sagen, dass heutzutage viele Frauen im Beruf genauso erfolgreich sind oder sein können wie Männer. Eventuell haben Männer es manchmal einfacher sich durchzusetzen. Und auch bei dem Thema Gehalt gibt es noch Unterschiede bei vergleichbaren Positionen.
Magdalena Niedermeier: Aktuell übernehmen Frauen im Schnitt deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit – z.B. im Haushalt, in der Kinderbetreuung oder in der Pflege. Diese ungleiche Verteilung und der Anspruch „alles unter einen Hut bekommen zu müssen“, bremst immer noch viele Frauen in ihrer beruflichen Entwicklung aus.
Damit sich das ändert, braucht es nicht nur bessere Strukturen, wie beispielsweise verlässlichere Betreuungsangebote, sondern auch eine offene Kommunikation und echte Veränderungsbereitschaft – in Unternehmen und im Alltag. Männer sollten die Frauen in ihrem Leben aktiv unterstützen, aber genauso wichtig ist es, dass wir Frauen uns gegenseitig den Rücken stärken und unsere Erfolge feiern.
Nicol Michallik: Wir haben in den letzten Jahren viele Fortschritte in Sachen Gleichberechtigung gemacht – aber es gibt noch einiges zu tun, insbesondere auf Führungsebene. Frauen bringen genauso viel Fachkompetenz, Weitblick und unternehmerisches Denken mit, wie Männer. Trotzdem sind sie in Top-Positionen nach wie vor unterrepräsentiert. Damit sich das ändert, müssen wir weiter daran arbeiten, dass auf den Entscheidungsebenen gleichviele Frauen vertreten sind.
Ein wichtiger Punkt ist ebenfalls den Gender Pay Gap zu schließen. Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen für dieselbe Leistung genauso entlohnt werden wie Männer. Doch die Realität zeigt, dass hier immer noch Unterschiede bestehen. Transparente Gehaltsstrukturen und objektive Bewertungskriterien sind essenziell, um Chancengleichheit herzustellen.