Kein Auto lohnt sich: BVZF analysiert aktuelle Mobilität

Gemeinsam mit dem Verbund Service und Fahrrad (VSF) und Changing Cities hat der Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF) ein „Schulterblick“-Papier veröffentlicht, in dem …

Gemeinsam mit dem Verbund Service und Fahrrad (VSF) und Changing Cities hat der Bundesverband Zukunft Fahrrad (BVZF) ein „Schulterblick“-Papier veröffentlicht, in dem die jüngsten Entwicklungen der Mobilität analysiert werden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Förderung des Radverkehrs dringend notwendig ist, damit die Menschen dauerhaft vom Auto auf das Fahrrad umsatteln.

Die Pandemie hat das Mobilitätsverhalten grundlegend verändert und scheint die Verkehrswende voranzutreiben. In einigen Großstädten ermittelten Zählstellen 20 % bis 30 % mehr Radfahrer als im Vorjahr! Bei genauerer Betrachtung wird jedoch deutlich, dass der Zuwachs beim Radverkehr 2020 vor allem auf die Meidung des ÖPNV zurückzuführen ist. In den Vorjahren dagegen ging der Zuwachs zulasten des Autos.

Sollte das Mobilitätsverhalten nach der Pandemie so bleiben, wie es sich aktuell darstellt, sind in den Städten noch mehr Staus zu erwarten. Um den Verkehr also in eine zukunftsfähige Bahn zu lenken, müssen Politik und Stadtplanung handeln. Die Bereitschaft der Bevölkerung, vom Auto aufs Rad umzusteigen ist da – Voraussetzung ist aber eine fahrradfreundliche Infrastruktur. Einfache und schnelle Maßnahmen zeigen bereits eine große Wirkung: In Berlin und München, die mit wenigen Kilometern Pop-up-Radwege einige Lücken im Netz geschlossen haben, stieg der Anteil der Radfahrenden 2020 um 26 % (Berlin) und um 20 % (München). Köln, ohne Maßnahmen, verzeichnete nur einen Anstieg von acht Prozent.

Neben der Umwelt profitiert auch die Wirtschaft von einer nachhaltigen Mobilitätswende: Bereits heute beschäftigt die stark wachsende Fahrradbranche knapp 300.000 Menschen. Allein im Handel sind aktuell rund 10.000 Jobs und Ausbildungsplätze zu vergeben. Die Zuwächse in Fahrradhandel und -herstellung lagen zwischen 2013 und 2018 im Mittel zwischen 46 % und 55 %, bei den Dienstleistungen sogar bei über 600 %. Hinzu kommt, dass ein Autokilometer die Gesellschaft etwa 27 Cent kostet, während Radfahren pro gefahrenem Kilometer einen volkswirtschaftlichen Nutzen von rund 30 Cent erwirtschaftet. Jetzt gilt es, das Potenzial des Radfahrens zu nutzen, um in Zukunft nicht nur die Mobilität zu sichern, sondern auch die Wirtschaft, die Gesundheit und unsere Umwelt.

Der Zeitpunkt für eine Neustrukturierung des Verkehrs ist so günstig wie nie, da der Rückhalt der Bevölkerung vorhanden ist: Bei knapp 50 Radentscheiden wurden bundesweit eine Million Unterschriften für sichere und zusammenhängende Radnetze gesammelt!

Das gemeinsame Schulterblick-Papier finden Sie hier.

Galerie "Gitter"

Galerie "Blocksatz"